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Editor:
Dr. med.
H. Jastrow


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Binde- und Stützgewebe (Textus connectivi atque sustinentes):
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Kurzübersicht der Bindgewebsarten (für mehr Details Namen anklicken!)
Bindegewebe Stützgewebe
eigentliches Bindegewebe Knorpelgewebe Knochengewebe Zahnbein
embryonales, gallertiges hyalines Lamellenknochen Dentin
univakuoläres Fettgewebe plurivakuoläres Fettgewebe kollagenfaseriges Geflechtknochen Schmelz
retikuläres elastisches   Zahnzement
straffes faseriges vom regulären Typ
- geflechtartig
- parallelfaserig + Faserbündel gleich orientiert: Sehne
  + in mehreren Richtungen laufende parallele Faserbündel:
     Aponeurosen, Bänder
straffes faseriges vom irregulären Typ: Narbengewebe
Knochenentstehung
(Ossifikation)
Zahnentwicklung
lockeres faseriges Kalkknorpel kompakter Knochen  
elastisches   spongiöser Knochen  
spinozelluläres      
ortsständige Zellen:
- Fibroblasten
- Fibrozyten
freie, mobile Zellen:
- Makrophagen
- Mastzellen
- Pigmentzellen
- Plasmazellen
Zellen:
- Chondroblasten
- Chondrozyten
- Chondroklasten
Zellen:
- Osteoblasten
- Osteozyten
- Osteoklasten
Zellen:
- Odontoblasten
- Adamantoblasten
- Zementozyten
Unter dem Überbegriff Binde- und Stützgewebe (Terminologia histologica: Textus connectivi atque sustinentes; englisch: connective and supporting tissues) faßt man Gewebe unterschiedlicher Konsistenz und Funktion zusammen, bei denen die Interzellularsubstanz (extrazelluläre Matrix; Terminologia histologica: Matrix extracellularis; englisch: extracellular matrix) eine funktionell wesentliche Rolle spielt.
Diese extrazelluläre Matrix besteht meistens aus überwiegend amorpher Grundsubstanz (Terminologia histologica: Substantia fundamentalis; englisch: ground substance), die flüssig bis zähflüssig ist und neben viel Wasser als wesentliche Komponenten Glykosaminoglykan (Terminologia histologica: Glycosaminoglycanum; englisch: glycosaminoglycan), Hyaluronan (Terminologia histologica: Hyaluronanum; englisch: hyaluronan) und Proteoglykan (Terminologia histologica: Proteoglycanum; englisch: proteoglycan) enthält (weitere Details siehe amorphe Grundsubstanz).

Zu den Fasern des Bindegewebes (Terminologia histologica: Fibrae textuum connectivorum; englisch: fibres of connective tissues) zählen aus Kollagen (Terminologia histologica: Collagenum; englisch: collagen) gebildete Faserbündel (Terminologia histologica: Fasciculi collageni; englisch: collagen fascicles, collagen bundles), die aus aneinader gelagerten Kollagenfasern (Terminologia histologica: Fibrae collageni; englisch: collagen fibres) bestehen. Diese wiederum werden aus aneinander haftenden Kollagenfibrillen (Terminologia histologica: Fibrillae collageni; englisch: collagen fibrils) aufgebaut, wobei diese aus regelmäßig aber versetzt aneinandergelagertem Tropokollagen (Terminologia histologica: Tropocollagenum; englisch: tropocollagen) bestehen. Das Tropokollagen bildet sich extrazellulär aus dem im rauhen endoplasmatischen Retikulum synthetisierten und dann ausgeschiedenen Prokollagen (Terminologia histologica: Procollagenum; englisch: procollagen; weitere Details siehe Kollagen). Die Netzwerke ausbildenden retikulären Fasern (Terminologia histologica: Fibrae reticulares, Fibrae collageni typi III; englisch: reticular fibres, collagen type III fibres) bestehen aus aneinandergelagerten retikulären Fibrillen (= Kollagen Typ 3 Fibrillen; Terminologia histologica: Fibrillae reticulares, fibrillae collageni typi III; englisch: reticular fibrils, collagen type III fibrils) und sind neben den elastischen Fasern (Terminologia histologica: Fibrae elasticae; englisch: elastic fibres) die wichtigsten Fasern des Bindegewebes. Elastische Fasern bestehen aus Elastin (Terminologia histologica: Elastinum; englisch: elastin) welches umlagert bzw. durchzogen wird von Fibrillin (Terminologia histologica: Fibrilla fibrillini; englisch: fibrillin fibrils) Mikrofibrillen. Elastische Fasern bilden ein elastisches Netzwerk (Terminologia histologica: Rete elasticum; englisch: elastic network) oder elastische Membranen (Terminologia histologica: Laminae elasticae; englisch: elastic laminae) aus. Die seltenen Elauninfasern (Terminologia histologica: Fibrae elauninae; englisch: elaunin fibres) sind Fibrillinbündel mit nur wenig angelagertem Elastin und die
noch selteneren Oxytalanfasern (Terminologia histologica: Fibrae oxytalanae; englisch: oxytalan fibres) sind Fibrillinbündel gänzlich ohne Elastin.

Zellen des Bindegewebes (Terminologia histologica: Cellulae textuum connectivorum; englisch: connective tissue cells):
Die oben genannten Interzellularsubstanzen inklusive der Fasern werden von ortsständigen Bindegewebszellen wie Fibroblasten (Terminologia histologica: Fibroblasti; englisch: fibroblasts) und weniger stoffwechselaktiven Fibrozyten (Terminologia histologica: Fibrocyti; englisch: fibrocytes), Myofibroblasten (Terminologia histologica: Myofibroblasti; englisch: myofibroblasts) und weniger stoffwechselaktiven Myofibrozyten (fehlen in der Terminologia histologica sollten integriert werden als Myofibrocyti; englisch: myofibrocytes), fibroblastische Retikulumzellen (Terminologia histologica: Cellulae reticulares; englisch: reticular cells) sowie Fettzellen (Terminologia histologica: Adipocyti; englisch: adipocytes) und anderen weiter spezialisierten Zellsorten) aber auch von glatten Muskelzellen oft als Vorstufen ausgeschieden und erst extrazellulär zusammengesetzt. Neben diesen Zellen kommen noch wenige aber für Heilungs- und Regenerationsprozesse wichtige undifferenzierte multipotente Stammzellen (Terminologia histologica: Cellulae mesenchymaticae precursoriae; englisch: mesenchymal stem cells) vor, die sich zu den vorangehend genannten Zellen differenzieren können. Die organellenreichen Fibroblasten sind sekretorisch sehr aktiv und bilden Proteine für die sie umgebende Grundsubstanz. Sie besitzen lange dünne Fortsätze und sind meist breiter und weniger langgestreckt als Fibrozyten zu denen sie bei Verlangsamung ihrer Stoffwechselaktivität werden. Die Fibrozyten sind sekretorisch nur wenig aktiv, organellenarm, haben auch lange dünne Fortsätze. Viele sind sehr langgestreckt (spindelförmig). Durch verschiedene Stimuli werden sie zu Fibroblasten aktiviert. Myofibrozyten bzw. - blasten sind kontraktil da sie wie glatte Muskelzellen Aktin + Myosin Filamente enthalten. Sie kommen in der Nabelschnur und beim Erwachsenen um die Hodenkanälchen herum vor. Die ansonsten seltenen Zellen sind lang, dünn und spindelförmig. Fibroblastische Retikulumzellen kommen nur in retikulärem Bindegewebe vor (Knochenmark, sekundäre lymphatische Organe z.B. Lymphknoten, Milz, Tonsilla palatina, Tonsilla pharyngea). Die oft drei- bis mehreckig erscheinenden, organellenarmen Zellen sind sekretorisch wenig aktiv und bilden Proteine für die umgebende Grundsubstanz. Auch sie bilden lange dünne Fortsätze aus, die ein 3D-Netzwerk um die retikulären Fasern der eben genannten Lymphorgane ausbilden.
Zusätzlich gibt es noch frei bewegliche, d.h. wandernde Bindegewebszellen, die sich mittels Pseudopodien fortbewegen können. Dabei handelt es sich um Mastzellen (Terminologia histologica: Mastocyti; englisch: mast cells), Makrophagen (Terminologia histologica: Macrophagocyti; englisch: macrophages), Plasmazellen (Terminologia histologica: Collagenum; englisch: collagen) und andere Zellen (siehe hier).

Entstehung des Bindegewebes:
Das Bindegewebe geht aus dem mittleren Keimblatt, dem Mesoderm hervor. Nur im Kopfbereich stammt es aus der Neuralleiste. Das noch undifferenzierte embryonale Bindegewebe wird als Mesenchym bezeichnet und fehlt noch in der Terminologia histologica; es sollte Mesenchymum; englisch: mesenchyme heißenDie hierin enthaltenen multipotenten Stammzellen (Terminologia histologica: Cellulae mesenchymaticae precursoriae; englisch: mesenchymal precursor cells) differenzieren sich genetisch determiniert aber stets nach lokalen Erfordernissen (z. B. Druck, Zug) in die funktionell benötigten Zellarten. Einige pluripotente Stammzellen bleiben lebenslang erhalten und sind für Wundheilung, Regeneration und Angiogenese wichtig. Die noch undifferenzierten Mesenchymzellen bilden dreidimensionale Netzwerke mit ihren langen dünnen Fortsätzen, die untereinander mit Gap-junctions verbunden sind. Mesenchymgewebe ist reich an amorpher Grundsubstanz, arm an Fasern, arm an Blutgefäßen und zeigt Blasteme, dies sind lokale Zellverdichtungen aus denen Organe oder andere Strukturen entstehen. In Embryonen findet sich viel Mesenchym dessen Menge im Zuge der Weiterentwicklung in der Fetalzeit relativ betrachtet rasch abnimmt.

--> Details zu den Bindegewebsarten; Details zu den Stützgeweben
--> andere Grundgewebsarten: Epithel, Muskelgewebe, Nervengewebe
--> amorphe Grundsubstanz; Kollagenfasern; elastischen Fasern; retikuläre Fasern
--> ortsständige Bindegewebszellen, freie Bindegewebszellen
--> Elektronenmikroskopischer Atlas Gesamtübersicht
--> Homepage des Workshops


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