Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Tag 36 (2. Monat, 6. Woche, Stadium 15), Scheitel-Steiß Länge: ca. 9,0 mm
Durch die Ausweitung der Riechgrube kommt es nun zum Zerreißen der Oronasalmembran, wodurch die beiden Nasenhöhlen eine Verbindung zum hinteren Teil der Mundhöhle bekommen. Die entstandenen Öffnungen werden als primäre Choanen bezeichnet und liegen hinter dem primären Gaumen. Von den Oberkieferfortsätzen des 1. Kiemenbogens wächst von seitlich her auf jeder Seite ein plattenartiger Fortsatz nach innen aus, es handelt sich dabei um die seitlichen Gaumenfortsätze (Processus palatini laterales). Die Fortsätze wachsen aufeinander zu. Leistenförmige Verdickungen des Mundboden- und Oberkieferektoderms bilden die dem Verlauf der Kiefer folgenden U-förmigen Zahnleisten aus.
Die Einmündung des Gallengangs (Ductus choledochus), an welchem die vordere (ventrale) Bauchspeicheldrüsenknospe (Pankreasknospe) hängt, nähert sich im Folgenden immer mehr der hinteren (dorsalen) Pankreasknospe. Die physiologische Nabelhernie beginnt, d.h. Teile des Darms treten aus der zu engen Bauchhöhle ein Stück weit aus dem Embryonalkörper in die Nabelschnur hinein.
Im mesenchymalen Wirbelblastem bilden sich drei erste Knorpelzentren als Ausgangspunkte für die langsam einsetzende Verknorpelung der Wirbelanlage, die bis über die Embryonalperiode hinaus dauern wird. Die knorpelige Schädelbasis wird in Form erster Knorpelstückchen angelegt: Vorne im künftigen Nasenbereich treten 2 symmetrische Trabeculae cranii auf. Der Knorpel der Ala orbitalis ist der Vorläufer des kleinen Flügels des Keilbeins (Ala minor ossis sphenoidalis), der der Ala temporalis der Vorläufer des großen Flügels des Keilbeins, der Ala major ossis sphenoidalis. Der beiderseits vorhandene Hirnanhangsdrüsenknorpel (Hypophysenknorpel) ist Vorläufer der Basis des Keilbeins (Os sphenoidale). Weiter hinten liegt zentral der Parachordalknorpel, rechts und links daneben die Knorpelplatte der Ohrkapsel (Vorläufer des Felsenbeins = Pars petrosa ossis temporalis). Dahinter in der Mitte liegen 3 occipitale Sklerotome als Vorläufer des Hinterhauptsbeins (Os ccipitale). Im Bereich des Schädeldaches ist zu diesem Zeitpunkt nur Mesenchymgewebe zu erkennen.
Im Bereich des Rückenmarks sind durch die starke Zellteilungsaktivität (Mitoseaktivität) die Grund- und die Flügelplatte im Inneren der grauen Substanz entstanden. Sie werden dorsal über die Deckplatte und ventral über die Bodenplatte verbunden. Zwischen der Grund- und der Flügelplatte ist im immer englumiger werdenden Neuralkanal ein Sulcus limitans zu erkennen. Dieser unterteilt das Rückenmark auch in funktionell unterschiedliche Systeme, den hinteren (dorsalen), hauptsächlich der Verarbeitung und Leitung von vom Körper kommenden Impulsen (Afferenzen) dienenden Teil der Flügelplatte und den zum Körper hin laufenden (efferente) Fasern und Neuronen aufweisenden, vorderen (ventralen) Teil der Grundplatte. Die Neuroblasten der Spinalganglien haben schon Fortsätze gebildet: zum einen nach zentral in die Flügelplatte hinein, zum anderen in Richtung der Peripherie der zugehörigen Somiten. In der Grundplatte sind motorische Neuroblasten entstanden, deren Fasern ebenfalls schon das Rückenmark verlassen haben und in die Myotome der zugehörigen Segmente einwachsen.
Durch ungleich schnelles Wachstum der ventralen und dorsalen Abschnitte der Hirnbläschen hat sich die Mittelhirnbeuge gegenüber vorher noch verstärkt. An der hinteren (dorsalen) Innenseite des Rautenhirns (Rhombencephalon) bildet sich hinter der Anlage des Kleinhirns (Cerebellum) die Brückenbeuge (Flexura pontina). In diesem Bereich wird später die Brücke des Kleinhrins (Pons cerebelli) entstehen, die Fasern enthält, welche die beiden Kleinhirnhälften miteinander verbinden. Der Scheitel der Brückenbeuge unterteilt das Rhombencephalon in das vorne gelegene Nachhirn (Metencephalon) und das dahinter gelegene Myelencephalon, welches später das verlängerte Mark (Medulla oblongata) bilden wird. Aus dem Metencephalon entwickeln sich die Brücke (Pons) und das Kleinhirn (Cerebellum), während der im Rhombencephalon gelegene Hohlraum, der ein Teil des Neuralrohrs ist, sich zum IV. Ventrikel ausweitet. Im Bereich der Kleinhirnanlage sind der schon recht große Vorderlappen (Lobus anterior), ein Teil des phylogenetisch früh auftretenden Kleinhirnteils (Palaeocerebellum) und der Knoten (Nodulus), ein Abschnitt des ältesten Kleinhirnteils (Archicerebellum) zu erkennen. Durch eine Querspalte (Fissura choroidea) zwischen der Spitze, dem Nodulus und dem noch sehr dünnen Dach des anschließenden verlängerten Marks wächst ein Teil der gefäßreichen (reich vaskularisierten) Tela choroidea der weichen Hirnhaut (Pia mater cerebri) ins Innere des Neuralrohrs vor. Dieses Gewebe wird mit dem Ependym an der Innenseite des 4. Ventrikels überzogen und bildet den Plexus choroideus, der der Produktion von Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) dient. Die Fissura choroidea schließt sich bald wieder bis auf drei Stellen, wo das Dach des IV. Ventrikels rupturiert: 2 seitliche Öffnungen (Aperturae laterales Luschkae) und eine mediale (Apertura mediana Magendi) entstehen so, an denen der Liquor aus dem inneren Ventrikelsystem in die äußeren Liquorräume im Bereich des Raumes unter der Spinnenwebenhaut, das Spatium subarachnoidale, zwischen Pia und Arachnoidea gelangen kann.
In der Armknospe sind knorpelige Vorstufen folgender Knochen zu erkennen: Oberarmknochen (Humerus), Elle (Ulna), Speiche (Radius), sowie erste knorpelige Andeutungen verschiedener Handwurzelknochen.


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* Stadieneinteilung nach Carnegie