Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Tag 29 (1. Monat, 5. Woche, Stadium 13), Scheitel-Steiß Länge: ca. 5,0 mm
In Höhe der Lenden (Lumbal-) und oberen Kreuzbein- (Sakral)segmente sind die Anlagen der Beinknospen zu erkennen, die einen Mesenchymkern aus dem parietalen Seitenplattenmesoderm haben. Ihre epithelialen Randleisten induzieren im Mesenchymkern starke Wachstumsprozesse. In die Armanlage wachsen die segmentalen Spinalnerven von C4 bis Th 2 ein, in die Beinknospe etwas später die Spinalnerven von L2 bis S3. Ein angedeuteter Schwanz ist erkennbar.
Aus den 3 primären Hirnbläschen haben sich nun 5 sekundäre gebildet, indem aus dem Vorderhirnbläschen (prosencephales Hirnbläschen) das Endhirnbläschen (telencephales Hirnbläschen) und das Zwischenhirnbläschen (diencephales Hirnbläschen) geworden sind und sich aus dem Rautenhirnbläschen (rhombencephales Hirnbläschen) das Nachhirnbläschen (metencephales Hirnbläschen) und das Bläschen des verlängerten Marks (myelencephales Hirnbläschen) entstanden sind. Das telencephale Hirnbläschen weist an seinem vorderen (rostralen) Ende eine Einsenkung auf, die dadurch bedingt ist, daß es sich im folgenden in die beiden Anlagen der Großhirnhemisphären aufteilt. Auch in der Hirnanlage läßt sich bis ins Mittelhirn hinein der Sulcus limitans zwischen der hinteren (dorsalen), dem Gehirn Impulse zuführenden (afferenten) Flügelplatte und der unten gelegenen (basalen, ventralen), funktionell Impulse vom Gehirn wegleitenden (efferenten) Flügelplatte erkennen. Die Flügel- und Grundplatten lassen sich nur im Mittel- und Rautenhirn sowie im Rückenmark gut unterscheiden.
Die Rathkesche Tasche, die den vorderen Teil der Anlage der Hirnanhangdrüse (Adenohypophyse) bildet, hat sich der aus dem Zwischenhirnbläschen (diencephalen Hirnbläschen) ausgewachsenen Neurohypophyse angelegt und beginnt sich vom Rachendach zu lösen.
Durch das Wachstum der Augenblase wird deren Verbindung zum Zwischenhirnbläschen, aus dem sie sich vorgestülpt hatte, dünner und zum Augenblasenstiel (Pedunculus opticus). Eine deutliche Ektodermverdickung ist darüber als Linsenplakode (Placoda lentis) zu erkennen.
Die Ohrbläschen haben sich vollends vom Oberflächenepithel getrennt und nach Innen verlagert.
Die Speiseröhre (Oesophagus) hat sich verlängert und erhält im oberen Teil quergestreifte Muskulatur aus dem 4.-6. Kiemenbogen sowie glatte Muskulatur, die sich aus dem umgebenden Mesenchym bildet. Beide Muskeltypen werden vom auswachsenden Nervus vagus versorgt. Das Epithel des Oesophagus wächst (proliferiert) stark und engt dessen Hohlraum (Lumen) zunehmend ein.
Dort, wo die erste Schlundtasche an die von außen eingestülpte 1. Kiemenbogenfurche stößt, entsteht das primäre Trommelfell. Hier liegt das Ektoderm dem Entoderm direkt an, jedoch wächst bald Mesenchym dazwischen.
Im Bereich der späteren Peritonealhöhle degenerieren die vorderen (ventralen) Aufhängungen (Mesenterien), die bei der Schließung der intraembryonalen Coelomhöhle (= Peritonealhöhle) entstanden sind. Nur im Bereich des Magens bleibt das Mesogastrium ventrale länger erhalten. Der Magen (Gaster = Ventriculus) entsteht als eine Erweiterung im caudalen Abschnitt des Vorderdarms und vergrößert sich vor allem nach vorne und hinten, also in ventrodorsaler Richtung. Da im Folgenden die hintere (dorsale) Magenwand schneller proliferiert als die ventrale, entwickelt sich eine bogenförmige Ausbuchtung, die große Kurvatur (Curvatura major ventriculi). Während dieses Prozesses dreht sich der Magen langsam so, daß seine Hinterfläche, an der sich die große Kurvatur befindet, nach links, die gegenüber gelegene kleine Kurvatur (Curvatura minor ventriculi) nach rechts verschoben wird. Die ursprünglich linke Seite wird zur Vorderwand, die rechte zur Hinterwand des Magens. Ferner bewegt sich der obere (craniale) Abschnitt, wo sich die Kardia entwickeln wird, nach links und etwas nach unten, die untere (caudale) Region, wo sich der Pförtner (Pylorus) bilden wird, nach rechts und oben. Diese Vorgänge sind erst am etwa 48. Tag abgeschlossen. Im Zuge des Längenwachstums des Embryos wird der caudale Teil des Septum transversum, der ursprünglich an der Vorderseite des Magens befestigt war, ausgedünnt und zum Mesogastrium ventrale, welches Magen und Dünndarm an der Bauchwand befestigt. Aus dem Mesogastrium ventrale wird später, wenn die Leber sich massiv vergrößert hat, das kleine Netz (Omentum minus). Durch die Drehung des Magens verlagert sich auch die Schlinge des rasch wachsenden Zwölffingerdarms (Duodenum) nach rechts. Sie liegt dort der hinteren Bauchwand an, wo es rasch zur Verschmelzung des Bauchfells (Peritoneum) mit anschließender Resorption kommt, daher liegt der Hauptteil des primär ganz vom Peritoneum überzogenen (= intraperitonealen) Duodenums fortan hinter dem Peritoneum (= sekundär retroperitoneal). Das Duodenums wird im oberen Teil von der Arteria coeliaca (des Vorderdarms) und im caudalen teil aus der Arteria mesenterica superior (des Mitteldarms) versorgt, sämtliche Gefäße liegen im dorsalen Mesenterium, da sie aus der dorsalen Aorta entspringen. Durch starke Proliferation des Epithels wird das Lumen des Duodenums während der 5. – 6. Woche verschlossen und öffnet sich erst wieder gegen Ende der Embryonalperiode. Die glatte Muskulatur differenziert sich aus dem zu den Eingeweiden gehörenden (visceralen) Blatt der Seitenplatten, die das Darmrohr und seine Abkömmlinge umgibt. Die glatte Muskulatur von Blut und Lymphgefäßen ist zum Teil auch schon früher gebildet worden und leitet sich aus der Somatopleura ab. Als histologisches Zeichen für die Entstehung glatter Muskulatur ist die Entstehung langer Zellkerne in spindelförmigen Zellen, also das Auftreten von Myoblasten. Diese werden aus Mesenchymgewebe gebildet. Um die sich differenzierenden Mesenchymzellen herum entsteht eine Basallamina; im Inneren bilden sich „zusammenziehbare“ (kontraktile) Aktin-Myosin Filamentkomplexe aus.


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* Stadieneinteilung nach Carnegie