Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Übersicht der Entwicklung
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Stadium 13* (Armknospe), 28.-30. Tag, Durchmesser des Keims: 4,5 - 6 mm
Tag 28 (1. Monat, 4. Woche), Scheitel-Steiß Länge: ca. 4,8 mm
26 – 29 (Ursegmente) Somiten sind gebildet. Das Myotom zieht sich nach vorne (ventral) aus und im Folgenden ordnen sich die vielkernigen Muskelschläuche innerhalb eines Segments parallel zum Neuralrohr an. Die Dermatomzellen verlieren jetzt ihren epithelialen Charakter und breiten sich unter dem darüber gelegenen Ektoderm aus. Sie entwickeln sich zur Lederhaut (Corium) und zum subcutanen Gewebe. Der von den Zellen erreichte Hautbezirk wird Dermatom genannt und gehört zum entsprechenden Segment des Somiten und damit zum entsprechenden Spinalnerven.
Eine ovale Verdickung des Ektoderms im lateralen Teil des Stirnfortsatzes, die Anlage der Riechplakode wird sichtbar. Die Augenanlage ist deutlich erkennbar. Das Ohrbläschen (= Labyrinthbläschen = Vesicula otica) hat sich jetzt in die Tiefe einsenkt, darüber hatte sich das Ektoderm bereits wieder geschlossen. Das um das Ohrbläschen gelegene Mesenchym beginnt sich zu verdichten.
Neben den 3 nun gut erkennbaren Hirnbläschen finden sich zwei starke Krümmungen in der Hirnanlage: über dem mehr als 90° nach unten eingeknickten Vorderhirnbläschen (prosencephales Hirnbläschen) die Mittelhirnbeuge und zwischen Nachhirn (Metencephalon) und künftigem Rückenmark (Medulla spinalis) die Nackenbeuge, wodurch das Dach des Nachhirns (Metencephalon) zu einer dünnen Membran wird. Die Ursache für die Hirnbeugen ist das wesentlich stärkere Wachstum im hinteren (dorsalen) Bereich der Hirnbläschen. An der Nackenbeuge geht das stark gewachsene Rautenhirn (Rhombencephalon = Myelencephalon + Metencephalon) ins Rückenmark über. Kurz unterhalb treten die oberen aus dem Halsbereich stammenden (cervicalen) Spinalnervenwurzeln aus dem Rückenmark. Die Spinal- und Hirnnervenganglien sind deutlich erkennbar. Am Übergang vom Vorderhirn (Prosencephalon) zum Mittelhirn (Mesencephalon) läßt sich deutlich ein Graben, der Sulcus dien-mesenephalicus erkennen. Der Übergang von Mes- zum Rhombencephalon bleibt im Wachstum etwas zurück, wodurch hier eine Engstelle (Isthmus) entsteht. Vom Nervus trigeminus V lassen sich nun die 3 Hauptstämme erkennen (Nervus opthalmicus, Nervus maxillaris und Nervus mandibularis). Das aus der Neuralleiste stammende Ganglion des Nervus vagus teilt sich in ein oberes und ein unteres und schickt dem aus dem hinteren (caudalen) Rhombencephalon stammenden motorischen Teil des X. Hirnnerven seine auswachsenden Neuriten entgegen. Der Nervus vagus ist der Zusammenschluß der 4. 5. und 6. Kiemenbogennerven und wächst in die entsprechenden Mesenchymgebiete, zum Herzen, Vorder- und Mitteldarm vor, all diese Strukturen wird er unbewußt (vegetativ) parasympathisch versorgen.
Motorische Fasern des elften Hirnnerven (Nervus accessorius, XI) sind gerade dabei, aus dem verlängerten Mark hinter den Fasern des Nervus vagus auszuwachsen. Diese bilden die zentrale Wurzel des Nerven (Radix centralis nervi accessorii) und vereinigen sich später mit Fasern aus den oberen 5 Cervikalsegmenten des Rückenmarks, die die spinale Wurzel (Radix spinalis nervi accessorii) darstellen. Die Neuriten erreichen schließlich den Kopfwende
muskel (Musculus sternocleidomastoideus) und den Musculus trapezius.
Im Bereich des Herzens finden sich nun die ersten Herzmuskelzellen, die aus dem visceralen Blatt der mesodermalen Seitenplatten in der Nähe des embryonalen Herzschlauchs entstehen. Die Zellen nehmen miteinander breitflächig Kontakt auf, verschmelzen jedoch nicht miteinander, sondern bilden die Glanzstreifen aus. Auch erste parallele Anordnungen der sich „zusammenziehenden“ (kontraktilen) Filamente werden schon gefunden; dadurch tritt eine Querstreifung auf. Im primitiven Vorhof sind die ersten Anlagen der ersten Vorhofscheidewand (Septum primum) zu erkennen, in dem von der hinteren oberen (dorsocranialen) Wand eine dünne halbmondförmige Bindegewebsplatte in den Hohlraum, das Lumen vorwächst. Dabei bleibt ein mit der Zeit immer kleineres Loch frei, das Foramen primum, welches zwischen dem Septum und Endokardkissen besteht bis zum 31. Tag. Im Herzkammerbereich (Ventrikel) findet sich die Vorwölbung der von unten auswachsenden Kammerscheidewand (Septum interventriculare) sowie im Atrioventrikularkanal das dorsale Endokardkissen. Am Eingang in den Vorhof (Sinuatrialöffnung) sind Blutleiterklappen (Sinusklappen) zu erkennen.
Die neu aufgetretenen Armknospen sind flossenähnlich und haben eine an der Spitze gelegene (apikale) Epithelverdickung.
Die Anlagen der nun gebildeten 4. und 6. Kiemenbogenpaare verschmelzen so früh miteinander, daß sie nicht voneinander trennbar sind. Somit lassen sich nun 4 Kiemenbogenpaare erkennen. Es sind folglich auch 4 paarige Kiemenbogenarterien ausgebildet. Die Anlage des 5. Kiemenbogens ist so rudimentär, daß sie praktisch nicht sichtbar wird. Die Kiemenbogenarterien gehen aus dem erweiterten Anfangsstück des arteriellen Hauptgefäßstammes (Truncus arteriosus = primitive Aorta ascendens = Aorta ventralis) des Herzens hervor. Sie münden in die anfangs noch paarige Aorta dorsalis, die beiderseits vor der Anlage der Wirbelsäule liegt. Unterhalb des 11. Somiten verbinden sich die hinteren Schlagadern (dorsalen Aorten) miteinander. Von den anfangs ca. 30 Segmentarterien, die von beiden dorsalen Aorten zu den Somiten entspringen, verbinden sich diejenigen des Halsbereiches zu den beiden Wirbelsäulenschlagadern (= Vertebralarterien = Arteriae vertebrales). Im Brustbereich werden die Segmentarterien als Zwischenrippenschlagadern (= Interkostalarterien, Arteriae intercostales) erhalten, im Lenden- oder Lumbalbereich als Lumbalarterien (Arteriae lumbales). Die fünften Lumbalsegmentarterien werden zu den Beckenschlagadern (Arteriae iliacae communes), weil aus diesen die beiden Nabel- (Umbilikal)arterien entspringen. Diese ziehen durch den Haftstiel, den Vorläufer des Nabelstrangs (Nabelschnur) und münden in die Choriongefäße des embryonalen Mutterkuchenteils (Plazentateils). Die Beckenschlagadern (Arteriae iliacae communes), setzen sich fort in den inneren Beckenschlagadern (Arteriae iliacae internae) und den oberen Harnblasenschlagadern (Arteriae vesicales superiores), aus welchen die Nabelarterien schließlich hervorgehen. Diese (distalen) intraembryonalen Abschnitte veröden (obliterieren) nach der Geburt und werden zu Bändern (Ligamenta umbilicalia mediales). Ein dicker vorderer (ventraler) Abgang der Aorta dorsalis ist die Dottersackarterie (Arteria omphalomesenterica), die später zur oberen Eingeweideschlagader (Arteria mesenterica superior) wird und den Mitteldarm versorgt. Eine weitere kleinere obere Dottersackarterie wird zur „Sonnengeflechtsschlagader“ (Arteria coeliaca) für den Vorderdarm, eine weiter caudal gelegene zur unteren Eingeweideschlagader (Arteria mesenterica inferior) für den Enddarm.
Die Lungenknospe ist nach unten (caudal) vor die Speiseröhre (Oesophagus) weiter gewachsen und teilt sich in die Knospen der rechten und der linken Lunge. Ihr Eingang am Mundboden wird als primitiver Kehlkopfzugang (Aditus laryngis) bezeichnet. Darunter trennt eine bindegewebige Schicht, die Speiseröhren – Luftröhren Scheidewand, das Septum oesophagotracheale, die Lungenanlage von der Speiseröhre (Oesophagus).
Im Bereich der Urniere haben sich Lumina in den Zellverdichtungen gebildet, wodurch die Urnierenbläschen entstanden sind.


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* Stadieneinteilung nach Carnegie