Vorstellung des ersten detaillierten elektronenmikroskopischen Atlanten im Internet
- frei zugänglich unter http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/EMAlles.html

ein Projekt von Dr. H. Jastrow

Anatomisches Institut, Histologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Vorstellung des Projektes
(Skript zum Vortrag bei der  96. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft, H. Jastrow & U. Hämmerer, Münster, 25.03.2001)
(Bitte klicken Sie die Abbildungen an, um mehr Details zu erkennen!)

Die Kenntnis der zellulären Ultrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für das Verständnis physiologischer und pathologischer Abläufe im Organismus. In dieser Hinsicht ist qualitativ hochwertiges Originalbildmaterial unverzichtbar. Bislang sind jedoch nur wenige Lehrbücher mit solchen Abbildungen verfügbar. Da das Internet in der heutigen Informationsgesellschaft in allen Bereichen der Forschung und Lehre zunehmend eine wichtigere Rolle spielt und dort zuvor kein entsprechender Atlas vorhanden war, wurde 1997 das hier vorgestellte Projekt begonnen. 
Abb.3 zeigt Ihnen welche Vorteile seine Nutzung gegenüber anderen Medien bietet: weltweite Verfügbarkeit, schnelle und einfache Erweiterbarkeit, Korrektur- und Feedbackmöglichkeit, netzweite Verknüpfbarkeit sowie "unbegrenzten" Speicherplatz. Abb.4 demonstriert das dem Atlanten zugrunde liegende Material. Die Bildsammlung umfaßt schon jetzt eine Großzahl von Geweben und Organen die von Mensch, Affe und anderen Säugetieren stammen. Hierbei handelt es sich zum Teil um mit Auflösungen weit über 1 Millionen Bildpunkten eingescannte Fotos sowie mit Hilfe einer Slow-Scan CCD Kamera aufgenommene aus mehreren digitalen Einzelaufnahmen zusammengesetzte Bilder. Ein Teil des Bildmaterials wurde von Kollegen zur Verfügung gestellt. Die Wahl des integrierten Materials erfolgte nach der Qualität und der Relevanz für die ärztliche Ausbildung. 
In Abb.6 ist die Methode dargestellt. Nach bestmöglicher Entfernung von Artefakten, ggf. Ausleuchtungskorrektur und Schärfung wurden die zugeschnittenen digitalen Bilder als progressiv codierte JPG-Dateien sehr hoher Qualität im Internet veröffentlicht. Unter Zuhilfenahme geeigneter Lehrbücher und Atlanten wurden bereits viele der Abbildungen im Workshop Anatomie fürs Internet nach der gängigen anatomischen Nomenklatur bezeichnet. Dabei wurden die Bilder auf eine einheitliche Höhe von 500 Bildpunkten verkleinert und von Studierenden mit Kürzeln versehen, die eine Legende erklärt. Die anschließenden Abbildungen veranschaulichen das Procedere. In Abb.6 sehen Sie einen bereits optimierten, aber noch nicht beschrifteten Originalschnitt.
Abb.7 zeigt die daraus erstellte Internetseite, auf der alles Wesentliche mit einheitlichen Kürzeln bezeichnet ist. Die zugehörigen Legenden weisen zahlreiche Links zu den Informationsseiten der nach der gängigen anatomischen Nomenklatur bezeichneten Strukturen bzw. zu erklärenden Seiten des Vokabulars auf. Ferner werden hier Bildquelle und die Namen der Bearbeiter genannt.
Der Atlas bietet Lehrtexte über alle Zellorganellen, die detaillierte Informationen in allgemeinverständlicher Form vermitteln. Aktuell enthält der mit Tabellen und Bildübersichten strukturierte Atlas über 700 Abbildungen, von denen 150 eingehend beschriftet sind. Ergänzt wird er durch ein Vokabular der mikroskopischen Anatomie, welches stetig erweitert wird. Seit 3 Semestern wird die im Kurs der mikroskopischen Anatomie der Uni Mainz verwendete Bildauswahl auf Übersichtsseiten zusammengefaßt.
In Abb.9 sehen Sie die Startseite des Atlasses, die gegliederte Tabellen zu verschiedenen Themen zeigt. Dabei sind die unterstrichenen Begriffe mit entsprechenden Übersichtsseiten verknüpft. Die Tabelle des oberen Bereiches zeigt alle Bestandteile von Zellen und extrazelluläre Strukturen auf. Klickt man hier z.B. auf den Begriff Aktinfilamente, so wird die rechts oben gezeigt Informationsseite aufgerufen. Abb.10 zeigt den mittleren Bereich der Startseite. Hier gelangt man zu tabellarischen Übersichtsseiten der 4 Grundgewebsarten, hier am Beispiel des Muskelgewebes gezeigt, und zu Bildübersichten von Organen und Organsystemen. 
Der untere Bereich der Startseite ist in Abb. 11 dargestellt. Hier gelangt man zu weiteren informativen Seiten wie der alphabetischen Auswahlseite des Vokabulars, zu einer Beschreibung der Herstellung von Schnitten, Aufnahmen von Geräten und zu den Abbildungen, die dem Kurs der mikroskopischen Anatomie der Universität Mainz zur Verfügung gestellt wurden. Wie  Abb.12 zu erkennen, sind die im Kurs der mikroskopischen Anatomie der Uni Mainz verwendeten elektronenmikroskopischen Aufnahmen für alle Studierenden online verfügbar. Dabei können neben den großen Originalabbildungen auch die bereits bezeichneten Abbildungen angewählt und betrachtet werden. Diese sind in der im Kurs verwendeten Bild-Mappe mit hochwertigen Ausdrucken der Bilder nicht vorhanden. 
Abb. 13 zeigt ein Beispiel für eine Übersichtsseite. Der stichwortartige Text unter einem Miniaturbild gibt die wesentlichsten Informationen und ist mit der zugehörigen Seite der beschrifteten Abbildung verknüpft, sofern diese fertiggestellt ist. Das Aufrufen eines Originalschnittes erfolgt durch Anklicken eines Miniaturbildes. Darauf hin wird dieser, wie Sie in Abb.14 sehen, in hoher Auflösung als reine Grafik, in der sich Details erkennen lassen, dargestellt. Das Beispiel zeigt einen Pneumocyten vom Typ 2, der eine Reihe von multilamellären Körperchen aufweist. 
Will man nun mehr über diese Strukturen wissen, so kann man, wie in Abb.15 gezeigt, die Startseite des Vokabulars für mikroskopische Anatomie aufrufen. Letzteres erklärt die Fachtermini in Deutsch und Englisch. Bei Wahl von C für den lateinischen Begriff Corpusculum multilamellare erscheint die in Abb.16 erkennbare Information. Dieser Ausschnitt der Seite des Buchstaben C zeigt ein Miniaturbild und gibt ein paar knappe Erklärungen, denn für diese Zellorganelle ist eine eigene Seite mit ausführlichen Erklärungen und Miniaturbildern erstellt worden. Auf diese verweisen übrigens auch die Verknüpfungen in den Legenden von bezeichneten Schnitten, in denen die MLKs auftreten. 
Abb.17 listet die dem Projekt zugrunde liegenden didaktischen Überlegungen und Ziele auf. Im Rahmen der Lehrveranstaltung Workshop Anatomie fürs Internet, WAI, können Studierende am Ausbau des Lehrangebotes mitarbeiten. Neben ihnen können aber auch viele andere von dem Atlas profitieren, wie in Abb.18 dargestellt. Das Lehrangebot stellt eine online Bild- und Informationsquelle für Lehre und Forschung, sowie eine Referenz für die normale Ultrastruktur dar. Die Online-Kursbilder werden von unseren Studierenden zur Vorbereitung gerne genutzt und auch andernorts wird der Atlas aufgrund der hohen Qualität für die Examensvorbereitung verwendet. Die detaillierten Informationen können im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung nicht nur in der Anatomie, sondern auch in anderen Disziplinen des biomedizinischen Lehr- und Forschungsfeldes hilfreich sein. Dabei ist die Verwendung in Vorlesungen, Kursen, Seminaren, Workshops, Vorträgen und Lehrveranstaltungen ebenso möglich wie im Eigenstudium. Da verwendete Fachbegriffe auch allgemeinverständlich erklärt werden, reicht das Einsatzspektrum von der Facharztausbildung bis zur Selbstinformation medizinischer Laien.
Die der internationalen Nomenklatur folgende Beschriftung erlaubt, wie auch englische Versionen vieler Seiten, eine internationale Nutzung der Wissensbasis. Da das Lehrangebot zum persönlichen Gebrauch kostenfrei ist, kann es jeder nutzen, insbesondere Studierende, zumal es derzeit nichts Vergleichbares weder im Internet noch als kommerzielle Software gibt. 
Es ist geplant, alle bereits in den Atlas integrierten Schnitte zu beschriften und weiteres Bildmaterial zu integrieren (Abb.19). Ferner wird das Vokabular stetig erweitert. Außerdem sollen die Verknüpfungen zu den übrigen Modulen des WAI-Internet Lehrangebotes verbessert werden. Um Studierenden lange Downloadzeiten der trotz Kompression oft großen Bilddateien an privaten PCs ohne universitäre Internet Standleitung zu ersparen, können preiswerte CDs des Lehrangebotes bald erworben werden.
Fernziel ist es, einen kompletten elektronenmikroskopischen Atlas als internationales Referenzwerk in Deutsch und Englisch zu schaffen, in dem alle Begriffe und Strukturen dem aktuellen Wissensstand entsprechend erklärt und durch qualitativ hochwertiges Bildmaterial veranschaulicht werden. 
Abb.18 zeigt neben der Internetadresse die wesentlichsten Fakten bezüglich des eben vorgestellten Lehrangebotes. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und den hier genannten Personen für ihre Unterstützung bei der Schaffung des weltweit umfassendsten und detailliertesten elektronenmikroskopischen Atlanten im Internet.

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