Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Tag 43 (2. Monat, 7. Woche, Stadium 17), Scheitel-Steiß Länge: ca. 13,8 mm
Die Extremitätenanlagen wachsen nach vorne (ventral). In die Armanlage sind die segmentalen Spinalnerven von C4 bis Th 2 eingewachsen und auch die entsprechenden Dermatome zu finden. In der Beinknospe sind es die Spinalnerven von L2 bis S3. Fingerstrahlen sind nun erkennbar. Zwischen den Dermatomen der Extremitäten findet sich eine mittig nach vorne gerichtete (ventroaxiale) Grenzlinie, die in etwa durch die Mitte der Extremität verläuft. Die schon deutlich erkennbaren Ohrwülste begrenzen den späteren äußeren Gehörgang. Der Rumpf streckt sich allmählich. Die Hirnbläschen treten deutlich hervor.
Die sekundären Lungenknospen teilen sich in die tertiären, links entstehen 9, rechts 10, die den zugehörigen Lungen- oder Bronchpulmonalsegmenten entsprechen. Die Entwicklung der Lunge gleicht noch der einer Drüse, weshalb man auch von der pseudoglandulären Periode der Lungenentwicklung spricht, die von der 5. bis in die 16. Woche hinein dauert. In dieser Zeit entsteht das gesamte Bronchialsystem durch immer weitere zweiteilige (dichotome) Aufzweigungen. Alle wesentlichen Strukturen der Lungen werden angelegt bis auf die für den Gasaustauch wesentlichen Lungenbläschen (Alveolen). Durch das weitere Wachstum der Lungen in die Pleurahöhle hinein, welche sich aus dem Ductus pleuropericardiacus gebildet hat, wird dessen Lumen zunehmend enger. Durch die Ausdehnung der Pleurahöhle nach vorne (ventral) um das Herz herum wird das Mesenchym der Körperwand geteilt in eine äußere Lamelle, die sich zur Brustwand weiterentwickelt und eine innere Lamelle, die pleuroperikardiale Membran, die den Herzbeutel, das Perikard, bilden wird. Es kommt in der 7. Woche zum Schluß der pleuroperikardialen Membranen beider Seiten, wodurch Perikard- und Pleurahöhlen endgültig voneinander getrennt und die Ductus pleuropericardiaci verschlossen werden. Die pleuropericardialen Membranen verschmelzen ferner mit dem ventralen Mesogastrium und dem hinteren (dorsalen) primitiven Mediastinum, dadurch entsteht das endgültige Mittelfeld des Brustraums (Mediastinum), welches viel mesenchymales Bindegewebe enthält und sich zwischen den beiden Lungenanlagen bis zur Wirbelsäule erstreckt.
Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Anlagen der Keimdrüsen beider Geschlechter von der Gestalt her (morphologisch) identisch (indifferente Gonade). Das durch die Geschlechtschromosomen festgelegte genetische Geschlecht wirkt sich erst jetzt auf die Bildung des gonadalen Geschlechtes, also die sekundären Geschlechtsorgane, aus, wobei das Y-Chromosom den bestimmenden Einfluß hat, da es zur Bildung des H-Y-Antigens führt. Unter dessen Einfluß differenzieren sich die primären Keimstränge zu den Samenröhrchen (Tubuli seminiferi) des entstehenden Hodens (Testis). Die Keimstränge, in denen sich die Urgeschlechtszellen befinden, vergrößern sich und dringen nach innen in das Mark der Keimdrüsenanlage vor. Sie verzweigen sich und verbinden sich miteinander (anastomosieren) zu einem Netz von Kanälchen, dem Rete testis. Da sich die Faserschicht unter der Kapsel zunehmend verdickt zu einer Schicht aus straffem kollagenen Bindegewebe (Tunica albuginea), verlieren diese bald ihre Verbindung zum Keimepithel. Anhand der entstandenen Tunica albuginea kann die embryonale Hodenanlage sicher diagnostiziert werden. Beim Fehlen eines Y-Chromosoms entsteht aus der indifferenten Gonade eine weibliche Keimdrüse, da kein H-Y-Antigen gebildet wird. So entsteht beim Turner-Syndrom, bei dem nur ein Geschlechtschromosom vorhanden ist (X-0), auch ein weibliches äußeres Genital (weiblicher Phänotypus) mit Anlage eines Eierstocks (Ovar).
Abhängig vom Genotyp verläuft jetzt auch die Entwicklung von Wolffschen- und Müller-Gängen: Bei vorhandenem H-Y-Antigen bilden sich die Müller-Gänge und die Anlage des Uterovaginalkanals zurück, während die Wolffschen Gänge sich weiterentwickeln. Bei weiblichen Embryonen ist es umgekehrt.
Von der 7. bis zur 12. Woche werden die meisten der primären Knochenkerne angelegt. Innerhalb der knorpeligen Anlage der langen Röhrenknochen beginnt die Verknöcherung etwa in der Mitte der Diaphyse. Ein solcher Ausgangspunkt für die Verknöcherung wird Knochenkern genannt. Als erster Knochen verknöchert das Schlüsselbein (Clavicula), später lagert sich eine aus Knorpelgewebe erfolgende Verknöcherung (chondrale Ossifikation) an den Enden an.


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* Stadieneinteilung nach Carnegie