Holger Jastrow, Marc-A. von Mach und Lutz Vollrath
Anatomisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Becherweg
13, D-55128 Mainz
Der Disector ist eine objektive Methode zur Quantifizierung von unterschiedlich
großen Teilchen in einem vorgegebenen Volumen. Hierbei werden nur
diejenigen Partikel gezählt, deren Profile auf nur einem von zwei
benachbarten Schnitten angetroffen werden, womit die Methode unabhängig
von der Größe und Form der untersuchten Objekte wird. Üblicherweise
werden Disector-Zählungen von Partikeln am Transmissionselektronenmikroskop
(TEM) auf Fotografien korrespondierender Areale von Folgeschnitten in einem
objektiven Zählrahmen durchgeführt (physikalischer Disector).
Eine Modifikation dieser Vorgehensweise wurde für die Quantifizierung
synaptischer Körper in der Zirbeldrüse entwickelt, da diese sehr
selten und klein sind (ca. 300 x 150 x 35 nm). In diesem Falle würde
die fotografische Dokumentation eine immense Anzahl von Bildern bei hoher
Vergrößerung erfordern, um statistisch verläßliche
Aussagen zu erhalten.
Mit der hier demonstrierten Vorgehensweise wurden große korrespondierende
Gewebsareale entlang der Schnittränder untersucht. Die Größe
der untersuchten Flächen war definiert durch das Produkt aus Schnittkantenlänge
abzüglich einer Sicherheitszone und dem Bildschirmdurchmesser des
TEM. Das resultierende Volumen hing von der Schnittdicke ab, die etwa ein
Drittel bis ein Viertel der Durchschnittsgröße der untersuchten
Teilchen betragen sollte. Die Zählungen wurden simultan auf beiden
Schnitten durchgeführt, wodurch sich das untersuchte Volumen verdoppelte.
Im Vergleich zu 90 angeschnittenen Strukturen in einer Fläche
von 20,000 µm² (Standard) fanden sich bei einer Schnittdicke
von 50 µm in der vorgestellten Studie ca. 30 synaptische Körper
pro 1.000 µm³. Da diese Modifikation der Disector-Methode sehr
zeitaufwendig ist, ist es sinnvoll zunächst aus beiden Werten einen
Faktor zu bestimmen, der es innerhalb einer Versuchsgruppe ermöglicht,
von Standardzählungen auf Werte in einem Volumen hoch-zurechnen.